Was tun gegen Engerlinge, Feldmäuse & Co.?
Engerlinge im Grünland, was tun?
Die Larven von Mai- und Junikäfer sowie andere unerwünschte Fluggäste bedienen sich umfangreich am Wurzelwerk der jungen Saat und zerstören somit die Grasnarbe – Während sie von höheren Temperaturen profitieren. Der Entwicklungszyklus der verbreitetsten Käferarten dauert jeweils mehrere Jahre, in denen auf das Flugjahr mit der Eiablage mehrere Entwicklungsjahre folgen, in denen aus dem Ei der Engerling schlüpft und sich über drei Larvenstadien (L1, L2 und L3) zum flugfähigen Käfer entwickelt. Besonders gefräßig ist dabei das Stadium L3, das im zweiten Jahr erreicht ist.
Engerlinge im Grünland: Vorbeugen
Vorrangig gilt es, den Befall gar nicht erst zu groß werden zu lassen: Da sowohl Mai- als auch Junikäfer ihre Eier am liebsten in tief abgemähtes, lückiges oder abgeweidetes Grünland legen - denn das strahlt viel Wärme ab - empfiehlt es sich, noch bis mindestens Mitte Juni, besser Ende Juni einen hohen, dichten Wuchs stehenzulassen.
Engerlinge im Grünland: Befall ermitteln
Um den aktuellen Befall zu ermitteln, können Sie die Larven einfach auszählen. Damit das Ergebnis repräsentativ ist, sollten dies in der Hauptfraßzeit der Engerlinge durchgeführt werden, also zwischen Mai und September. Stechen Sie dazu ein kleines Stück Boden von ca. 25x25 cm auf ca. 10-15 cm Tiefe aus und durchsuchen Sie es gründlich nach Engerlingen. Multiplizieren Sie die ermittelte Anzahl mit 16, ergibt dies den Befall je Quadratmeter. Ab 40 Engerlingen pro Quadratmeter ist mit deutlichen Grünlandschäden zu rechnen. Wichtig ist hier außerdem, in welchem Stadium sich der Großteil der Larven befindet, da besonders die L3-Larven große Schäden anrichten.
Landwirtschaft: Engerlinge bekämpfen
Am wirkungsvollsten lassen sich die Engerlinge durch mechanische Bodenbearbeitung bekämpfen. Dabei gibt es jedoch einige Punkte zu beachten:
- Die Bearbeitung ist am effektivsten, wenn sich der Großteil der Larven im L3-Stadium befindet.
- Damit die Engerlinge überhaupt erreicht werden können, müssen bereits entsprechende Bodentemperaturen herrschen, die meist frühestens im Mai erreicht werden. Erst dann graben sich die Engerlinge aus den tieferen Bodenschichten nach oben. Erfolgt die Bearbeitung zu früh, kann es passieren, dass weitere Engerlinge aus den tieferen Bodenschichten nachrücken. Eine vorherige Bodenkontrolle ist somit in jedem Fall sinnvoll. Der erste Schnitt kann also vorher meist noch eingefahren werden.
- Die Flächen sollten großzügig bemessen werden: Auch die optisch noch nicht schwer geschädigten Flächen sollten mit einbezogen werden.
- Die Bearbeitung wirkt auf zwei Arten: Zum einen werden die Engerlinge mechanisch durch die Schlag- oder Quetschwirkung von Kreiselegge, Kreiselgrubber (Zinkenstellung „auf Griff“), Zinkerrotoren (in Hanglagen) oder Fräsen abgetötet, zum anderen werden sie an die Oberfläche gearbeitet, wo sie durch die UV-Strahlung verenden – fahren Sie daher am besten bei schönstem Sonnenwetter.
- Es sollte mindestens 6 cm, besser 10 cm tief und mindestens zweimal (im Abstand von 1 bis 3 Tagen) umgearbeitet werden.
- Der anschließende Anbau von Hafer oder Sommerroggen als Deckfrucht (max. 70 kg/ha) kann beim einem zweiten Termin im gleichen Arbeitsgang erfolgen. Die Deckfrucht dient als „Opferanode“ für die verbliebenen Engerlinge. Somit bleibt die eigentliche Grünlandmischung, die anschließend angebaut wird, verschont.
Auch Pilzgerste hat sich als wirksames Mittel gegen Engerlinge bewährt. Sie ist mit dem Pilz Beauveria brongniartii versetzt und wirkt gut gegen die Engerlinge des Maikäfers. Da der Einsatz recht kostspielig ist (~ 800 €/ha), rechnet sich diese Methode erst bei einem starken Befall (mindestens 75 % des Grünlandes). Die Pilzgerste wird in den Boden eingeschlitzt und anschließend direkt gewalzt. Sie muss in mindestens zwei aufeinander folgenden Jahren ausgebracht werden. Der Einsatz ist allerdings an eine Ausnahmegenehmigung des BVL und eine Notfallzulassung gebunden. Daher lohnt es sich oft, sich mit anderen betroffenen Landwirten zusammenzuschließen.
Der Einsatz von Nematoden ist die dritte Möglichkeit. Sie wirken gut gegen die Engerlinge des Junikäfers, sind jedoch die teuerste Möglichkeit.
Feldmäuse bekämpfen, welche Mittel sind erlaubt?
Feldmäuse halten sich besonders im milden, trockenen Winterklima oder alternativ unter einer dicken Schneedecke auf. Der Anbau von Winterkulturen lockt sie ebenfalls: So kommen sie gut über den Winter und können sich zwischenzeitlich reichlich vermehren. Im nächsten Jahr drohen Ihnen massive Schäden an der Grasnarbe. Besonders betroffen waren in den letzten Jahren Thüringen und Sachsen-Anhalt, aber Feldmäuse kommen zunehmend auch in anderen Regionen vor.
Da eine Bekämpfung mit Rodentiziden wie dem Giftweizen (Zinkphosphid) nur unter strengen Auflagen und nur mit Notfallzulassungen erlaubt und in einigen Gebieten grundsätzlich verboten ist, sind andere Lösungen gefragt.
Zunächst gilt es, den tatsächlichen Befall zu ermitteln. Dies ist mit der sogenannten Lochtretmethode einfach möglich. Lochtretmethode: auf einer abgesteckten Fläche von 250 m² werden zunächst alle auffindbaren Mauslöcher mit dem Stiefel zugetreten – und nach 24 h die wieder geöffneten Löcher gezählt. Von einem starken Befall spricht man ab 5-11 wieder geöffneten Löchern, je nach Bepflanzung: 5 bei mehrjährigen Kulturen nach dem ersten Schnitt, 5-8 bei Getreide und Raps, 11 bei Grünland.
Bekämpfungsstrategien…
...bei drohendem oder geringem Befall
- Zu den bürokratie-freien Stellschrauben bei noch übersichtlichem Befall zählt beispielsweise die Anbringung von stabilen Ansitzstangen für Greifvögel am Feldrand (mind. 2 m hoch).
- Auch eine gleichmäßige Strohverteilung nach der Getreideernte missfällt den Feldmäusen.
- Wer eine Einwanderung aus benachbarten Gebieten befürchtet, kann sein Feld mit einem gut gepflügten Randstreifen relativ gut vor einer Invasion schützen. Das lohnt sich vor allem dann, wenn in der Nachbarschaft Feldmaus-freundliches Nichtkulturland vorherrscht, wie etwa Brachland oder Solar- und Windenergiefelder.
…bei mittlerem Befall
Ist ein Getreidebestand bereits stärker befallen, kann über eine Grünfutterernte nachgedacht werden, die die Ernte zumindest zum Teil absichert. Ein baldiger Umbruch und anschließendes Schwarzhalten der Fläche (sofortige Stoppelbearbeitung und wiederholte Bodenbearbeitungsgänge) dämmen die Population zumindest für die nächste Aussaat. Auf Zwischenfrüchte sollte ebenfalls verzichtet werden, um das Nahrungsangebot möglichst knappzuhalten.
…bei massivem Befall
Bei einem bereits bestehenden massiven Befall hilft nur noch die mechanische oder chemische Bekämpfung der Feldmäuse. Beides ist jedoch an Auflagen gebunden.
- Eine gründliche Bodenbearbeitung (mind. 20 cm tief) mit einem Pflug oder Grubber ist sehr effizient gegen die Nager. So kann die Fläche für eine anschließende Neuansaat wieder nutzbar gemacht werden. Zum Umbruch von Dauergrünland zur Narbenerneuerung muss jedoch zuerst ein Antrag bei der zuständigen Landwirtschaftskammer gestellt und genehmigt werden.
- Zur chemischen Bekämpfung stehen Rodentizide mit dem Wirkstoff Zinkphosphid wie der Ratron Giftweizen zur Verfügung, die aufgrund ihrer hohen Toxizität gegenüber vielen Nicht-Zielorganismen jedoch ebenfalls streng reguliert werden:
- Leben auf dem befallenen Gebiet die geschützten Feldhamster oder Haselmäuse, ist der Einsatz nicht erlaubt. In FFH-Gebieten und Rastplätzen von Zugvögeln ist der Einsatz ebenfalls verboten.
- Ist dies nicht der Fall, war die Ausbringung mit Legeflinte bisher die einzige Möglichkeit. Damit werden die Köder gezielt in die Feldmaus-Löcher abgelegt. Das Vorkommen bzw. das Nicht-Vorkommen von Feldhamstern muss allerdings je nach Bundesland von einem Gutachter bestätigt oder vom Landwirt selbst kontrolliert werden.
- Ausgebracht werden kann nun in einigen Fällen auch mittels Köderlegemaschine (Wumaki), die die Giftköder in einen auch nach oben geschlossenen Gang legt. Der Einsatz ist jedoch grundsätzlich verboten und wurde nur mittels Notfallzulassung des BVL vorübergehend von September 2020 bis Januar 2021 erlaubt.
Die aktuellen Bestimmungen sollten vor einem Einsatz daher unbedingt genau in Erfahrung gebracht werden!
Die Wiesenschnake | die Sumpfschnake
Die Larven der Wiesenschnake „Tipula paludosa“, auch Tipula-Larven genannt, leben in den obersten Bodenschichten und ernähren sich hauptsächlich vom Wurzelwerk verschiedenster Gräser, im Frühjahr aber auch von den ersten sprossenden oberflächlichen Pflanzenteilen und zerstören so die Grasnarbe.
Im Herbst werden von den „Schustern“ große Mengen der Larven in den Boden abgelegt, doch sie werden besonders bei trockener Witterung im Herbst (v. a. September) natürlicherweise stark reduziert, sodass die Population in einem Ausmaß verbleibt, das nur geringe Schäden anrichtet. Vor allem in regnerischen Spätsommern können sie jedoch in großer Zahl überleben und im nächsten Jahr massive Schäden im Grünland anrichten. Häufig sind dann kahle Stellen zu beobachten - der Ertrag kann um bis zu 30 % sinken oder besonders auf Moorstandorten gar ein Totalausfall werden.
Ob eine Bekämpfung notwendig ist, hängt vom Ausmaß des Befalls ab: Ab 300 Larven pro Kubikmeter Boden im Herbst (100/m3 im Frühjahr) sind die zu erwartenden Schäden so hoch, dass eine Bekämpfung ratsam ist. Dieser Wert lässt sich mithilfe der Salzwassermethode ermitteln: Stechen Sie ein 20 cm x 20 cm großes Stück Narbe mit 10 cm Dicke aus und geben es in einen Eimer mit Wasser und reichlich Streusalz. Die Larven werden nach etwa einer halben Stunde an die Wasseroberfläche aufgeschwemmt. Zählen Sie diese und multiplizieren Sie das Ergebnis mit 6,25 –so erhalten Sie den Wert pro Kubikmeter. Den Schwellwert erreichen Sie bei 48 gezählten Larven.
Wiesenschnake bekämpfen: ein Problem
Die Bekämpfung der Wiesenschnake ist derzeit nur mit chemischen Pflanzenschutzmitteln erfolgversprechend bzw. sinnvoll, da andere Methoden nur unzureichende Wirkung zeigen. Dafür ist inzwischen jedoch eine Ausnahmegenehmigung erforderlich.
In den letzten Jahren gab es daher bereits zeitlich begrenzte Notfallzulassungen für das Insektizid „Steward“ (Indoxacarb), das auf stark mit der Wiesenschnake befallenen Wiesen und Weiden eingesetzt werden durfte. Da die erlaubte Einsatzmenge des Mittels bundesweit begrenzt wurde, war der Einsatz an Voraussetzungen geknüpft: Nur nach Warndienstaufruf, nur auf stark befallenen Flächen, nur eine Anwendung und nur, wenn die Fläche im Rahmen der vorangegangenen Notfallzulassung nicht behandelt werden konnte.
Die Ausbringung von Kalkstickstoff wird zwar vorgeschlagen, konnte jedoch bisher nicht überzeugen, da lediglich frühe Larvenstadien erfasst werden. Die besten Ergebnisse liegen bei nur etwa 35 % Reduktion der Larvenstadien bei Ausbringung im Frühjahr. Die biologische Bekämpfung mittels Nematoden oder Bacillus thuringiensis ist finanziell zumeist ebenfalls keine Option und da die Haupt-Fresszeit erst im April/Mai beginnt, ist auch eine Neuansaat im Frühjahr leider selten erfolgreich und allenfalls im Juni zu überlegen.