Angesicht der Klimaänderungen sind auch in der Landwirtschaft neue Ideen und Strategien gefragt. In vielen Regionen nehmen die Trockenheits- und Hitzeperioden zu, die Grundwasserspiegel sinken. Getreide und Gräser vertragen die Hitze und die Bodentrockenheit nur schlecht, so mancher Mais bleibt kolbenlos. Ganz anders Sorghum: Die resistente Hirse toleriert Hitze und Trockenheit viel besser, stellt keine hohen Ansprüche an den Boden und liefert dennoch gute Erträge.
Sorghum und Mais: C4-Pflanzen
C4-Pflanzen zeichnen sich durch eine verbesserte Photosyntheseleistung aus. Statt das vorhandene CO2 direkt zu verstoffwechseln, „bevorraten“ sie sich in einem zusätzlichen Arbeitsschritt damit. Das bedeutet, sie können dann auch in Hitze und Trockenheit, wenn die CO2-Einlässe der Blätter geschlossen werden, um die Wasserverluste zu minimieren, auf das eingelagerte CO2 zurückgreifen und weiterhin Photosynthese betreiben. Während andere Pflanzen also das Wachstum einstellen müssen, laufen die Kraftwerke der C4-Pflanzen weiter.
Sowohl Mais als auch Sorghum sind dazu in der Lage, doch während Mais zwar unter optimalen Bedingungen höhere Erträge erzielt, kommt er mit Wassermangel deutlich schlechter zurecht als Sorghum. Bei Trockenheit liefert Sorghum die besseren Biomasseerträge, denn sie benötigt im Wachstum etwa ein Drittel weniger Wasser als Mais. Auch in Regionen, in denen der Maisanbau aufgrund des Befalls mit dem Westlichen Maiswurzelbohrer zurückgefahren werden muss, bietet Sorghum eine interessante Alternative.
Sorghum als die "neue" Futtermittelpflanze
Die grundsätzlichen Vorteile von Sorghum sind einfach zusammenzufassen:
- Gute Hitze- und Trockenheitstoleranz,
- geringe Bodenansprüche und
- eine sehr gute Stickstoffverwertung.
Doch auch die verschiedenen Sorghum-Typen weisen unterschiedliche Eigenschaften auf:
Einschnittige Sorghum-Sorten (Sorghum bicolor) erreichen bei einem Reinkulturanbau mit Mais vergleichbare Energiewerte, mehrschnittige Sorten (Sudangras-Kreuzungen) bei zwei Schnitten jedoch nur etwa 70 % des Mais-Energiewertes, bei insgesamt jedoch höheren TM-Erträgen. Der energetische Futterwert der Hirse bleibt also hier hinter dem von Mais zurück, doch kann sie dafür in trockenen Regionen mit einer besseren Futtermittelsicherheit und niedrigeren Produktionskosten punkten.
Sorghum bicolor eignet sich für die direkte Futtermittelgewinnung und ist besonders gut verdaulich („Brown Midrip“, BMR), zum Silieren bietet sich eher Sorghum sudanese an. Kreuzungen können einen Mittelweg darstellen. Hier muss außerdem erwähnt werden, dass derzeit mit Hochdruck an neuen Sorten geforscht wird. Verdaulichkeit, Ertragsstärke und Standhaftigkeit sind nur einige der Punkte, in denen in den letzten Jahren bereits Erfolge erzielt werden konnten und für die auch in Zukunft positive Entwicklungen zu erwarten sind.
Der Sorghum-Anbau
Was muss man für den erfolgreichen Sorghum-Anbau noch wissen?
- Zum Keimen benötigt die Hirse mindestens 12 °C, besser 14°C Bodentemperatur, daher sollte die Aussaat nicht vor Mitte Mai erfolgen.
- Die Hirsesorten verlangen eher trockene Böden, darum ist es wichtig, den Oberboden gut aufzulockern und anschließend wieder rückzuverfestigen.
- Ein Schwachpunkt im Sorghumanbau ist die langsame Jugendentwicklung. Der Anbau sollte daher auf möglichst Unkraut-freien Böden erfolgen. Standorte mit Unkrauthirse eigenen sich nicht für den Anbau. Eine Phosphor-Unterfußdüngung unterstützt die Jugendentwicklung zusätzlich.
- Bei langstieligen Sorten muss gut auf den rechtzeitigen Erntezeitpunkt geachtet werden, da sie gegen Ende ihres Wachstumszyklus zum Knicken neigen.
- Geerntet werden kann mit Maishäcksel-Technik.
Sorghum als Futtermittel
Die Energiewerte der einschnittigen Sorghum-Arten liegen bei 90-100 % im Vergleich zu Mais. Dabei wird die Energie jedoch weniger in Stärke als vielmehr durch hoch-verdauliche Fasern bereitgestellt (BMR). Sie verbessert somit die Verdaulichkeit von Futtermischungen. Eine Ausnahme bildet Körnersorghum (Silage aus der ganzen Pflanze), der mit bis zu 25-35 % Stärke/TM aufwarten kann.
Was gilt es beim Silieren zu beachten?
Aufgrund der hohen Stärkegehalte lässt sich Sorghum tendenziell gut silieren, auch die Sickersaftverluste halten sich in Grenzen. Der optimale Erntebereich liegt bei einem Trockensubstanz-Gehalt von 28 % bis maximal 34 %. Große Körner sollten außerdem auf feinster Stufe gecracked werden.
Die Hirsesorten können dabei in Reinkultur verwertet oder zur Aufwertung anderer Kulturen eingesetzt werden:
- BMR-Sorghum ohne Körner bietet einen guten Ausgleich in stärkereicher Maissilage und verbessert so die Verdaulichkeit und die Futtereffizienz.
- Zu trockene Maissilage profitiert von zusätzlicher Feuchtigkeit aus eingemischtem Sorghum.
- Auch die schlechte Silierbarkeit verschiedener Zwischenfrüchte (aufgrund hoher Rohprotein- und niedriger TS-Gehalte) kann durch Sorghum verbessert werden.
Fazit
In Regionen mit zunehmenden Trocken- und Hitzeperioden und/oder zur Aufwertung bereits eingesetzter Futtermittel kann es durchaus lohnend sein, der Sorghum-Hirse, vom Feld oder siliert, eine Chance zu geben!