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Siloabdeckungen – essenziell für Gärprozess und Haltbarkeit
Optimale Siloabdeckung

Siloabdeckungen – essenziell für Gärprozess und Haltbarkeit

Geschrieben von Nina Rittweg

Die Aussaat war erfolgreich, die Pflanzen sind erntereif, als nächstes geht es ans Silieren. Egal ob Mais-, Gras- oder GPS-Silage: Ein dichtes Silo ist Grundvoraussetzung für einen gelungenen Silierprozess und eine lange Haltbarkeit. Da mag das Substrat noch so gelungen, der Erntezeitpunkt perfekt erwischt, die Siliermittel korrekt gewählt und Verdichtung optimal sein – wenn das Silo Luft oder Wasser zieht, ist die Qualität der Silage dahin. Doch dem kann leicht vorgebeugt werden! In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie Sie Ihr Silo perfekt verschließen und welche Vor- und Nachteile verschiedene Deckmaterialien haben.

Grafik zur korrekten Siloabdeckung

Das perfekt verschlossene Fahrsilo – Schritt für Schritt

Für ein perfekt abgedecktes Fahrsilo sind fünf Schritte notwendig: Die Vorbereitung des Silos, die Befüllung, das Abdecken und das Sichern vor dem Gärprozess und eine saubere Abdeckung bei der Entnahme der fertigen Silage. Wir erklären genau, was bei jedem Schritt wichtig ist:
 

Vorbereitung des Silos

Bevor überhaupt an die neue Silage gedacht werden kann, muss das Fahrsilo gründlich von allen Resten der vorangegangenen Silage sowie von Verschmutzungen und Fäulnisbildnern (Pilze Bakterien, Hefen) gereinigt werden. Dazu unbedingt einen Hochdruckreiniger verwenden, ein normaler Wasserschlauch liefert hier nur unzureichende Ergebnisse. 
Wichtig ist dann in erster Linie, dass das Silo rundum geschützt ist, Boden eingeschlossen. Darum wird im nächsten Schritt das Silo kontrolliert: Muss irgendwo ausgebessert werden? Ist der Anstrich noch intakt? Wenn nicht, wird das Silo jetzt ausgebessert und neu angestrichen. Ein Anstrich dauert zwar, hält aber ja auch relativ lange. Wer den Anstrich nicht selbst machen möchte, kann hier auf lokale Lohnunternehmer zurückgreifen – diese bieten oft auch bereits die Reparaturen mit an. 
Nach dem Anstrich wird die Seitenwandfolie angebracht, sie verhindert Kontamination aus der Silowand und dichtet die neue Silage gegen Sauerstoff- und Wassereintrag ab. Sie sollte den Anstrich am Siloboden um mindestens einen Meter überlappen und an den unteren Silokanten mit Futter beschwert werden. So liegt sie sauber in den Ecken und wird später beim Befüllen nicht nach unten gezogen. Auf bzw. oberhalb der Wandkrone eignen sich Silowandklammern oder Kiessäcke zur vorläufigen Beschwerung. Letztere liegen dort auch für später schon praktisch parat. 
Sollte die Folie während des Silierens beschädigt werden, kann sie mit Reparaturklebeband repariert werden.

Reparatur-Klebeband für Silofolie
Silo mit Siloabdeckung
Silo mit Siloabdeckung
Reparatur-Klebeband für Silofolie
Silo mit Siloabdeckung
Silo mit Siloabdeckung

Die Seitenwandfolie gibt es als transparente oder schwarze Folien. Die Folienfarbe ist hier natürlich unwichtig, häufig sind aber transparente Folien in den mechanischen Eigenschaften etwas höherwertiger. Wichtig ist in erster Linie eine ausreichende Stärke von mindestens 150 μ, besser sogar 200 μ. Auch wenn es verlockend wäre: Bitte keine alten Silofolien verwenden. Hier besteht die Gefahr, die neue Silage mit altem Schimmel und Hefen zu kontaminieren. 

Befüllen

Im nächsten Schritt wird das Silo wie gewohnt zügig befüllt. Neben einer guten Verdichtung und einem gleichmäßigen Eintrag von Siliermittel ist hier im Hinblick auf die Siloabdeckung vor allem die Form wichtig: Am Ende sollte der höchste Punkt des Silos in der Mitte liegen und einen Hügel bilden. Dieser sollte gleichmäßig zu den Seiten hin abfallen und vor der Siloseitenwand eine Rinne bilden, die später als Wassergraben fungieren kann.

Silo abdecken

Sobald das Silo befüllt ist, geht es sofort an die Siloabdeckung. Zunächst wird die Seitenwandfolie nach innen eingeschlagen. Anschließend wird im klassischen Zweifoliensystem die Unterziehfolie und darüber die Silofolie ausgerollt. Alternativ kann hier auch zu einer Barriere-Silofolie gegriffen werden. Beide Folien sollten ein gutes Stück über die Wandkrone hinausragen. An der Wandkrone entlang werden dann noch Kiessäcke ausgelegt, um die gerade aufgelegte Schicht zu sichern.

Abbildung zum richtigen Abdecken des Silos

Bildquelle: RKW SE

Für die Siloabdeckung gilt es, frühzeitig Helfer zu organisieren und klar zu kommunizieren, wie die Vorgehensweise geplant ist. Nur so ist gewährleistet, dass das Silo möglichst zügig, aber stressfrei verschlossen werden kann. Wer weniger als eine Stunde zur Siloabdeckung braucht, liegt gut in der Zeit.

Ist das Silo oder der Freigärhaufen überbreit, kann entweder auf Sonderfolien zurückgegriffen (die breiteste derzeit erhältliche Folie bringt es auf 39 m) oder querverlegt werden. Zur Querverlegung empfehlen sich Folien mit einer Breite von 20 Metern, die dann verklebt werden müssen. Wichtig ist dabei eine Überlappung von ca. 40 cm und ein sehr sorgfältiges Verkleben, zum Beispiel mit Glucon. Die Dichtigkeit der Klebstellen ist hier entscheidend für die Menge an eingetragenem Sauerstoff und damit die Menge an Fehlgärungen. 

Folien-TypMax. Breite
Standard 150< 26 
UZF 40< 26 m

Standard / UZF

Im Schweißverfahren / 2 Bahnen

< 39 m
PA / PE Barrierefolie< 20 m
EVOH / PE / Barrierefolie geklebt mehrere Bahnen< 32 m

Sichern des Silos

Das Silo ist jetzt zwar dicht, wird aber weder Wind und Wetter noch Krallentieren oder Vögeln standhalten. Zur Sicherung folgen daher als nächstes Siloschutzgitter. Diese verhindern außerdem, dass die Folie Wind fängt und flattert und damit Sauerstoff in die Silage pumpt. Damit sie diesen Zweck ausreichend erfüllen können, sollten sie über 220 g/m2 wiegen.

Auch hier kommen wieder die Kiessäcke zum Einsatz, quer an jedem Schutzgitterübergang sowie längs der Wand. Der Abstand der Querriegel sollte dabei unter 10 Metern liegen. So ist dann das Risiko von Nachgärungen während der Entnahme minimiert.

Tipp: Optimalerweise sollten die Folien natürlich während des gesamten Abdeck- und Sicherungsprozesses nicht betreten werden. Da das aber meist nicht realisierbar ist, können die Folien geschont werden, indem die Helfer in Socken arbeiten. So wird verhindert, dass im Schuhprofil eingetretene Steine die Folie beschädigen.

Siloschutzgitter

Quelle: VOSS GmbH & Co. KG

Wichtig:

Die Gärblase, die sich anschließend im Silo unter der Unterziehfolie bildet, muss unbedingt in Ruhe gelassen werden! Auf keinen Fall versuchen, die Gase entweichen zu lassen! Zum einen beschädigt das nur den zuvor mühsam hergestellten Siloverschluss, zum anderen sind die Gase hochgradig gesundheitsschädlich. Neben Kohlendioxid, das bei jeder Silage frei wird und zum Erstickungstod führen kann, enthalten sie gerade bei (trockenem) Mais auch zum Beispiel Nitrosegase, die lebensbedrohliche Lungenödeme und Atemlähmungen hervorrufen können. 

Entnahme der Silage

Nach etwa 6-8 Wochen sind die meisten Silagen entnahmebereit. Um die Nacherwärmung so gering wie möglich zu halten, sollte immer nur so wenig Silofläche wie möglich aufgedeckt und die Folienkante gut abgedichtet werden. So wird der Eintritt von Sauerstoff und Regenwasser in den Silostock verhindert. Zwei sehr geschickte Lösungen sehen Sie hier.

Siloabdeckung mit Bigbags
Siloabdeckung mit Kunststoffrohren
Siloabdeckung mit Bigbags
Siloabdeckung mit Kunststoffrohren

Links: mit Kies teilgefüllte BigBags, rechts: betongefüllte Kunststoffrohre, beides mit praktischen Griffen; Quellen: Hünnies; Honvehlmann

Standardfolien, Kombinationen und Barrierefolien im Vergleich

Die in den letzten Jahrzehnten und auch heute noch gebräuchlichste Variante ist eine Kombination aus sehr leichter, dünner Unterziehfolie, die sich aufgrund ihrer geringen Stärke an die Silage „ansaugt“, und einer stärkeren Silofolie, die darübergelegt wird, um den nötigen Schutz und eine gute Sauerstoffbarriere zu gewährleisten. Dies ist eine bewährte Vorgehensweise, für die außerdem verschiedenste Folien auf dem Markt erhältlich sind. Besonders leicht auszulegen sind 2in1-Folienkombinationen, bei denen Unterziehfolie und Silofolie bereits gemeinsam auf einer Rolle aufgewickelt sind, sodass nur einmal ausgerollt werden muss.

Seit einigen Jahren sind auch bereits sogenannte Barrierefolien auf dem Markt, die zwar hochpreisig, aber aufgrund der hohen Qualität auch durchaus eine Überlegung wert sind. Im Gegensatz zur herkömmlichen zwei-Lagen-Abdeckung wird hier nur noch eine einzelne, mehrlagige Folie ausgelegt, um das Silo zu verschließen. Das spart viel Zeit. Die Stärke der Folie liegt mit etwa 80-100 μ zwischen einer Standardsilo- und einer Standardunterziehfolie. Dadurch lässt sie sich gut ausrollen und saugt sich wie eine Unterziehfolie an die Silage an, ist jedoch gleichzeitig durch die vielen Lagen wesentlich sauerstoffdichter, robuster und elastischer.

Die Barrierefolien werden entweder mehrlagig aus einer Kombination aus PolyAmid und Polyethylen oder Ethylenvinylalkohol als Zwischenlagen zwischen PE-Außenflächen hergestellt. Die einfachsten Folien sind aus einem Dreischichtaufbau aus PE-PA-PE, die komplexeren Folien mit EVOH, die einen nahezu vollständigen Sauerstoffabschluss bieten, bestehen zum Teil aus 10 oder mehr Lagen.

Eine Übersicht über die Vor- und Nachteile verschiedener Systeme bietet die folgende Tabelle:

Silofolie

Unterziehfolie

Sauerstoffbarriere

Handhabung

Preis

Zwei-Folien-System

200 μ

40 μ

hoch

schwer

teuer

150 μ

40 μ (Standardkombination)

mittel

OK

Standard

110-120 μ

40 μ

OK

gut

günstig

110-120 μ

Barriere-UZF, ca. 40 μ

hoch

OK

teuer

2 x 150 μ + Erdabdeckung

hoch

ok, 3 Lagen

teuer

Barrierefolien

Barriere-Silofolie mit PA (ca. 100 μ)

sehr hoch

sehr gut

teuer

Barriere-Silofolie mit EVOH (ca. 80-110 μ)

ausgezeichnet: bis zu 100-fach höher als Standardkombination

sehr gut

teuer

Bei Unterziehfolien ist die Farbe irrelevant – jedoch sollte gerade bei milchig-trüben Folien darauf geachtet werden, dass es sich tatsächlich um eine hochqualitative Unterziehfolie handelt und nicht um einfache Malerfolie. Bei Silofolien ist die Farbe dagegen durchaus ein Kriterium: Helle Folien reflektieren die Sonne besser und erwärmen weniger stark als dunkle Folien. Gerade in Süddeutschland sollte daher zu helleren Farben gegriffen werden. Es gibt Bundesländer in denen die Farbe aus Landschaftsschutzgründen vorgeschrieben ist (z.B. grün).

DLG-geprüfte Silofolien

Die Qualität einer Silofolie wird gerne mit dem DLG-Siegel beworben. Sie sind in der Regel teurer, gelten aber als höherwertiger. 
Mögliche Prüfmerkmale, die vom DLG geprüft werden, sind in der folgenden Tabelle aufgeführt.

Prüfmerkmal

DLG-Anforderung

Eignung

zur Silageabdeckung geeignet

Folienabmessungen

≥ Nennlänge; ≥ 98 % Nennbreite

Foliendicke

Messergebnis

Materialbeschaffenheit

Gleichmäßig eingefärbt, frei von Schlieren und Poren

 

 

Festigkeit:

 

Reiskraft längs, quer / Falte

≥ 25 N/cm

Reißdehnung

≥ 400 %

Reißfestigkeit längs, quer / Falte

≥ 17 MPa

Durchstoßfestigkeit (dartdrop)

Messergebnis Hersteller

Nach Säurelagerung (Minderung Reißdehnung / -festigkeit)

< 15 % // < 10 %

Nach Alterung (UV-Einfluss!) Reißdehnung quer

> 350 %; Minderung zu Neu: < 30 %

Maßänderung nach Warmlagerung, längs, quer

< 2 %

 

 

Gasdurchlässigkeit

Sauerstoff bei 0,2 bar je m2/d

< 250 cm³

Silosicherung: Warum Kiessäcke und keine Autoreifen?

Zur Beschwerung der Siloabdeckung sind Kiessäcke exzellent geeignet. Sie werden nur zu 2/3 gefüllt und passen sich dann der Oberfläche des Silos geschmeidig an, ohne sie zu verletzen. Sie sind auch bei Frost noch formbar.
Auch wenn Autoreifen die günstigste und daher beliebte Alternative sind, ist von ihrem Einsatz als Silobeschwerer dringend abzuraten. Und dafür gibt es mehrere stichhaltige Gründe:

  1. Alle Reifen sammeln Wasser. Darin gärt und gammelt es und allerlei Getier fühlt sich darin viel zu wohl, allen voran Stechmücken.
  2. Reifen heizen sich in der Sonne massiv auf und innerhalb der Reifen findet keine Luftzirkulation statt. Das kann zu einer punktuellen Erhitzung des Silos bis zu 70° führen, das tut der Silage nicht gut.
  3. Die Reifen bilden keine Linienbarrieren, sondern nur Punktbarrieren, sodass der Sauerstoff bei Entnahme des Silos ungehindert über die gesamte Oberfläche wandern kann und Nachgärungen verursacht. Es entstehen Kaulen, in denen sich Wasser und Eis sammelt.
  4. Und hier entstehen die echten Probleme: Felgen und beschädigte Reifen mit herausstehendem Draht beschädigen die Silofolien und das führt zu Fehlgärungen – doch damit nicht genug. Die Drähte finden sich allzu häufig im Futter wieder. Insbesondere Rinder leiden dann schnell an einer Fremdkörpererkrankung, die häufig zu einer Herzbeutelentzündung und damit zum Tod führt. Das sollte unbedingt vermieden werden!
Siloabdeckung mit Reifen
Fehler bei der Siloabdeckung mit Reifen
Siloabdeckung mit Reifen
Fehler bei der Siloabdeckung mit Reifen

Die Alternative zum Kiessack-Schleppen: Das Silage-Safe-Abdecksystem

Alternativ zur Kiessackbeschwerung kann ein Siloschutzgitter ohne Kiessäcke verwendet werden, beispielsweise das Silage-Safe-Siloabdecksystem. Dabei werden die Bahnen der Siloschutzgitter schon unter die Seitenfolie gelegt, damit die unteren Enden durch das Siliergut beschwert werden. Nachdem dann die Silofolien aufgelegt und das Silo befüllt wurden, klappt man von beiden Enden die Siloschutzgitter von der Seite her über das Silo und verzurrt sie in der Mitte. Diese Schutzgitter halten relativ lange und bieten einen hervorragenden Windschutz, da sie sehr fest verspannt werden können. Nach etwa einer Woche muss nachgezurrt werden, wenn die Silage sich gesetzt hat. Dafür werden aber keine Helfer mehr benötigt.

Wenn auch der insgesamte Zeitaufwand durch das System kaum reduziert wird, so spart man sich doch das Herumtragen vieler Kiessäcke.

Silage mit Safe-Abdecksystem

Bildquelle: Silage Safe

FarmCHAMPs-Autorin Nina Rittweg
Autor

Nina Rittweg

Über Nina Rittweg: "Besser geht immer! Als Rindertierärztin stehe ich jeden Tag auf verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben: Ich sehe die Futtertische, die Silos, die Kühe und Kälber - und überall Potential, immer noch ein bisschen besser zu werden. Gerne trage ich mit meinem Wissen aus Studium, Wissenschaft und Praxis dazu bei!"

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