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Kältestress bei Kälbern
 Kalb mit Kuh im Winter

Kältestress bei Kälbern

Geschrieben von Nina Rittweg

Der erste Schnee ist gefallen, die Temperaturen sinken unaufhaltsam – es wird Winter. Während die erwachsenen Kühe die Kälte gut tolerieren, kann sie den Kälbern durchaus Probleme bereiten.

Wie Sie Ihre Kälber gut durch den anstehenden Winter bringen, das erfahren Sie in diesem Ratgeber!

Auswirkungen von Kältestress auf Ihre Kälber

Kältestress macht vor allem den Jüngsten am schwersten zu schaffen. Durch ihre im Verhältnis zum Gewicht große Körperoberfläche verlieren sie leicht Wärme und damit viel Energie. Geringere tägliche Zunahmen und eine schwächere Abwehrleistung sind die Folge.

Neben gehäuften Problemen mit Nabelentzündungen und Durchfällen sind es vor allem Atemwegserkrankungen, die den Kälbern in der kalten Jahreszeit zu schaffen machen. Damit es gar nicht erst so weit kommt, können wir eine Reihe kleiner, aber effektiver Maßnahmen ergreifen.

Mehr Energie wird benötigt

Bei kalter und vor allem nasskalter Witterung benötigen die Kälber mehr Energie als üblich, um die Körpertemperatur zu erhalten.
Damit diese Energie nicht zu Lasten der täglichen Zunahmen und der Immunsystems abgezweigt werden muss, ist es wichtig, dass die Kälber insgesamt mehr Energie zu sich nehmen.

Die Konzentration des Milchaustauschers zu erhöhen ist die einfachste Möglichkeit, statt 150 g/l auf 160 g/l beispielsweise. Alternativ kann auch einfach mehr Menge oder eine zusätzliche Mahlzeit am Tag angeboten werden.

Unsere Milchaustauscher-Empfehlungen

Kälber warm und trocken halten

Im Winter sollten die Boxen mit einer Extraportion Einstreu ausgestattet werden. So können sich die Kälber einen kuscheligen Platz bauen, der sie vor der Kälte schützt. Zugluft muss ebenfalls unbedingt vermieden werden, Windstopper-Netze schaffen hier Abhilfe.

Zusätzlicher Tipp: Ab und an auch von hinten kontrollieren, ob die Kälberboxen sauber auf dem Boden aufliegen und keinen Spalt aufweisen. Zugluft von unten ist besonders unangenehm.

Wichtig ist aber trotzdem, für frische Luft zu sorgen und regelmäßig zu misten, damit die Schadstoffbelastung niedrig bleibt und die Lunge nicht zusätzlich strapaziert wird.

Kalb am Stroh im Stall

Warmes Wasser anbieten

Dass die Kälber weniger schwitzen bedeutet nicht, dass sie weniger Wasser brauchen.

Um eine ausreichende Kraftfutteraufnahme zu gewährleisten, muss auch bei kalten Temperaturen genügend Wasser zur Verfügung stehen. Wichtig ist dabei, dass das Wasser warm angeboten wird! Ist es unter der Körpertemperatur des Kalbes (also unter 38 °C), muss das Kalb zusätzliche Energie aufwenden, um das Wasser auf seine Körpertemperatur aufzuwärmen.

Zusätzlicher Vorteil: Das Wasser friert weniger schnell ein. 
Tipp dazu: Konditionieren Sie Ihre Kälber auf einen bestimmten Zeitpunkt, an dem sie jeden Tag ihr Wasser angeboten bekommen.

Ist dieser Zeitpunkt an jedem Tag der Gleiche und leeren Sie die Eimer dann später wiederum zur immer gleichen Zeit, lernen die Kälber, das Wasser bei Angebot direkt anzunehmen und gleich zu trinken, solange es noch warm ist.

Kälberdecken

Bis zu einem Alter von drei Wochen profitieren alle Kälber von einer kuscheligen Kälberdecke. Wichtig ist dabei, dass das Fell unter der Decke komplett trocken ist und nasse/verschmutzte Decken regelmäßig gegen neue, trockene ausgetauscht werden.
Für kranke, schwache und besonders magere Kälber ist eine Kälberdecke bei kalten Temperaturen ein Muss, da sie ohnehin meist zu wenig trinken, zu wenig Köperfett zum Verbrennen haben und daher dringend warmgehalten werden müssen.

Tipp: Die meisten Decken sind Waschmaschinen-geeignet, dadurch werden sie viel sauberer und hygienischer als nur mit dem Hochdruckreiniger.

Besonderes Augenmerk auf die neugeborenen Kälber

Ein nasses Fell wärmt nicht, es kühlt sogar eher. Darum sollten neugeborene Kälber ordentlich trockengerubbelt und anschließend die ersten 24h mit einer Wärmelampe versorgt werden, bis ihr Fell komplett trocken ist und sie in der Lage sind, ihre Körpertemperatur selbstständig aufrechtzuerhalten.

Vorsicht: Mindestens 60 cm Abstand zum Kalb, damit es nicht zu Verbrennungen kommt. Auch ihnen kommt eine Kälberdecke in den ersten Tagen auf jeden Fall zugute.

Checkliste

  • Unbedingt auf eine ausreichende Kolostrumaufnahme achten, am besten einen kleinen Notfallvorrat anlegen
  • Wärmelampen und Kälberdecken für die neugeborenen und kranken Kälber bereithalten
  • Allen Kälbern mehr Energie füttern
  • Warm, trocken und zugfrei aufstallen, trotzdem auf frische Luft achten und regelmäßig kontrollieren
  • Warmes Wasser anbieten
  • Ausreichende und rechtzeitige Kolostrumgabe (je schneller nach der Geburt, desto besser)
FarmCHAMPs-Autorin Nina Rittweg
Autor

Nina Rittweg

Über Nina Rittweg: "Besser geht immer! Als Rindertierärztin stehe ich jeden Tag auf verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben: Ich sehe die Futtertische, die Silos, die Kühe und Kälber - und überall Potential, immer noch ein bisschen besser zu werden. Gerne trage ich mit meinem Wissen aus Studium, Wissenschaft und Praxis dazu bei!"

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